Spirulina wird zunehmend als Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit diskutiert. Aufgrund ihres hohen Gehalts an Proteinen, Vitaminen sowie Mineralstoffen wie Eisen und Kalzium erscheint Spirulina als potenziell sinnvolle Ergänzung für schwangere und stillende Frauen. Dennoch wirft der Konsum während dieser sensiblen Lebensphasen auch Fragen hinsichtlich Sicherheit, Schwermetallbelastung und möglicher immunmodulatorischer Effekte auf.

Kurz und knapp
- Spirulina enthält viele wertvolle Nährstoffe wie Eiweiß, Eisen, Vitamine und Antioxidantien. In der Schwangerschaft und Stillzeit kann sie potenziell unterstützend wirken, birgt aber auch gesundheitliche Risiken.
- Studien zeigen, dass Spirulina Anämie in der Schwangerschaft wirksamer lindern kann als klassische Eisenpräparate. Auch bei chronischem Energiemangel zeigt sich eine Verbesserung des Ernährungszustands.
- Spirulina kann mit Schadstoffen wie Schwermetallen belastet sein. Wichtig sind geprüfte Herkunft, Bio-Qualität und Einhaltung der empfohlenen Dosierung. Eine ärztliche Rücksprache ist ratsam.
- Neben allergischen Reaktionen und Wechselwirkungen mit Medikamenten besteht bei Autoimmunerkrankungen die Gefahr einer Krankheitsverschlechterung. Ein dokumentierter Fall zeigt mögliche schwere Auswirkungen auf das Neugeborene.
- Viele Nährstoffe, die Spirulina liefert, lassen sich auch über klassische Lebensmittel oder geprüfte Supplemente (relativ) sicher und gezielt aufnehmen.
Was ist Spirulina?
Spirulina ist eine blaugrüne Mikroalge, die zu den ältesten Lebensformen der Erde zählt. Sie wächst vor allem in alkalischen Süßwasserquellen in warmen Regionen und gehört zur Gruppe der Cyanobakterien – wird aber aufgrund ihrer nährstoffreichen Zusammensetzung häufig als Superfood bezeichnet.
Spirulina wird in speziell kontrollierten Aquakulturen gezüchtet – vor allem in Ländern mit viel Sonnenlicht wie China, Indien, Mexiko und den USA. Sie wird anschließend getrocknet und als Pulver, Tablette oder Kapsel angeboten.

Das Nährstoffprofil:
- Eiweiß: ca. 60–70 % (enthält alle essentiellen Aminosäuren)
- Vitamine: B1, B2, B3, B6, B12 (in umstrittener Form), Vitamin K
- Mineralstoffe: Eisen, Kalzium, Magnesium, Kalium
- Antioxidantien: Beta-Carotin, Phycocyanin (blaues Farbpigment mit entzündungshemmender Wirkung)
- Omega-6-Fettsäuren: insb. Gamma-Linolensäure
- Unterstützt das Immunsystem
- Kann antioxidativ und entzündungshemmend wirken
- Wird als Energiebooster genutzt
- Eisenreich – interessant für Menschen mit erhöhtem Bedarf
Studien zu Spirulina und ihrer Wirkung auf schwangere und stillende Frauen
Spirulina bei Schwangerschaftsanämie: Natürliche Alternative wirksamer als klassische Eisensupplemente?
Diese Studie aus Indonesien untersuchte, ob Spirulina – ein nährstoffreiches Nahrungsergänzungsmittel – besser gegen Blutarmut (Anämie) bei schwangeren Frauen hilft als herkömmliche Eisensupplemente 1. Das zentrale Ergebnis: Schwangere Frauen, die acht Wochen lang täglich Spirulina einnahmen, konnten ihren Hämoglobinwert (ein Maß für die Blutqualität) deutlich steigern. In der Vergleichsgruppe, die Eisenpräparate erhielt, gab es dagegen keine nennenswerte Verbesserung.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Spirulina erhöhte den durchschnittlichen Hämoglobinwert von 10,16 g/dl auf 13,60 g/dl – ein signifikanter Anstieg.
- Eisenpräparate führten nur zu einem geringen, statistisch nicht signifikanten Anstieg (von 10,03 g/dl auf 10,30 g/dl).
- Spirulina zeigte somit eine deutlich bessere Wirkung gegen Anämie in der Schwangerschaft als die Standardtherapie.
Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf deutlich, da zusätzliches Blut für Mutter und Kind gebildet wird. Ein unzureichender Eisenspiegel kann zu Schwangerschaftsanämie führen, die mit Müdigkeit, Schwäche und einem erhöhten Risiko für Komplikationen einhergeht. Spirulina kann wirksam gegen Eisenmangel sein. Allerdings reicht ihr Eisengehalt bei bestehender Anämie meist nicht aus, um den Mangel allein auszugleichen, weshalb eine gezielte Eisen-Supplementierung ärztlich geprüft werden sollte.
Es handelte sich hierbei um eine kleine klinische Vergleichsstudie an schwangeren Frauen mit Blutarmut. 60 Frauen nahmen teil, je 30 in der Spirulina- und der Eisen-Gruppe.Die Einnahme erfolgte täglich über einen Zeitraum von acht Wochen:
- Spirulina: 300 mg täglich (1 Kapsel).
- Eisen: 60 mg täglich (1 Tablette, Standardpräparat).
Der Hämoglobinwert wurde vor und nach der Einnahme gemessen.
Einschränkungen und Besonderheiten: Die Studie hatte eine kleine Teilnehmerzahl, was die Aussagekraft einschränkt. Es gab keine zufällige Zuteilung der Teilnehmer zu den Gruppen, wodurch Verzerrungen möglich sind. Weitere Einflussfaktoren, wie die Ernährung während der Studie, wurden nicht berücksichtigt. Trotz dieser Schwächen liefert die Untersuchung wertvolle Hinweise und kann als Grundlage für weiterführende Forschung dienen.
Spirulina stärkt das Blutbild von Schwangeren wirksamer als Eisenpräparate – Natürliche Hilfe gegen Anämie in Entwicklungsländern
Eine weitere Studie aus dem Senegal untersuchte, ob Spirulina die Blutarmut bei schwangeren Frauen besser lindert als herkömmliche Eisen- und Folsäurepräparate 2. Anämie ist in vielen Ländern Afrikas eine der häufigsten Ursachen für gesundheitliche Komplikationen in der Schwangerschaft. Spirulina gilt als preiswerte, natürliche Eisenquelle und wurde auf ihre Wirkung hin getestet.
Wichtigste Ergebnisse:
- Beide Gruppen zeigten eine Verbesserung des Blutbildes (Hämoglobinwert) während der Schwangerschaft.
- Spirulina führte dabei zu einem deutlich höheren Anstieg des Hämoglobinwerts als Eisenpräparate:
- Zwischen Woche 28 und 32: +0,48 g/dl (Spirulina) vs. +0,30 g/dl (Eisen)
- Bis zur Geburt: +0,36 g/dl (Spirulina) vs. +0,20 g/dl (Eisen)
- Auch die Babys profitierten: Ihr Gewicht und Hämoglobinwert waren bei Müttern, die Spirulina erhielten, höher als in der Vergleichsgruppe.
- Spirulina wurde gut vertragen: Es traten keine nennenswerten Nebenwirkungen auf, die mit der Einnahme in Verbindung gebracht werden konnten.
Besonderheiten und Einschränkungen:
- Alle Frauen hatten bereits vor der Studie Eisenpräparate erhalten. Daher kann Spirulina hier als ergänzende Maßnahme betrachtet werden.
- Es gab keine Gruppe ohne jegliche Nahrungsergänzung, da dies aus ethischen Gründen nicht vertretbar war.
- Die tatsächliche Einnahme zuhause konnte nicht kontrolliert werden; sie wurde lediglich durch Eigenangaben erfasst.
Es handelte sich um eine kontrollierte, vergleichende Studie mit 920 schwangeren Frauen, die ab der 28. Schwangerschaftswoche entweder täglich Spirulina (1.500 mg) oder Eisen (90 mg) plus Folsäure (1 mg) erhielten. Die Teilnehmerinnen wurden bis 42 Tage nach der Geburt begleitet. Die Verteilung in die Gruppen erfolgte zufällig, ohne dass die Frauen wussten, welcher Gruppe sie zugeteilt wurden. Die Einnahme war kostenlos, ebenso wie alle Untersuchungen.
Spirulina platensis verbessert nachweislich den Ernährungszustand schwangerer Frauen mit Energiemangel
Diese Studie untersuchte, ob Spirulina platensis den Ernährungszustand von schwangeren Frauen mit chronischem Energiemangel (CED) verbessern kann 3. CED ist ein Zustand, bei dem der Körper über längere Zeit nicht ausreichend Energie und Nährstoffe erhält, was während der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben kann.
Hauptergebnisse:
- Vor Beginn der Studie litten alle Teilnehmerinnen unter chronischem Energiemangel.
- Nach 30 Tagen hatten 67 % der Frauen in der Spirulina-Gruppe keinen CED mehr, während sich in der Kontrollgruppe nur 7 % verbessert hatten.
- Der durchschnittliche Oberarmumfang in der Spirulina-Gruppe stieg um 1,29 cm, während er in der Kontrollgruppe nur um 0,23 cm zunahm.
- Die Verbesserung in der Spirulina-Gruppe war statistisch signifikant, in der Kontrollgruppe nicht.
- Weitere Erkenntnisse:
- Spirulina platensis ist reich an Proteinen, Eisen, Vitaminen und Mineralstoffen und gilt laut WHO als „Nahrung der Zukunft“.
- Frühere Studien zeigen ebenfalls, dass Spirulina bei Unterernährung – z. B. bei Kindern oder stillenden Müttern – positive Effekte hat, wie u. a. im Zusammenhang mit Spirulina für Kinder beschrieben wird.
- Die US-Behörden (FDA, USP) stufen Spirulina als sicher für den menschlichen Verzehr ein.
Es handelt sich hierbei um eine klinische Studie mit 60 schwangeren Frauen, die zufällig in zwei Gruppen eingeteilt wurden.
- Interventionsgruppe: 30 Frauen erhielten täglich 300 mg Spirulina platensis in Kapselform über einen Zeitraum von 30 Tagen, zusätzlich zur üblichen Ernährungshilfe.
- Kontrollgruppe: 30 Frauen erhielten nur die übliche Ernährungshilfe, ohne Spirulina.
Der Ernährungszustand wurde vor und nach dem Interventionszeitraum gemessen, insbesondere anhand des Oberarmumfangs (ein einfacher Indikator für den Ernährungszustand).
Einschränkungen: Die Studie konnte nicht alle äußeren Einflussfaktoren kontrollieren, wie etwa unterschiedliche Schlafgewohnheiten oder Essverhalten der Teilnehmerinnen. Ein weiterer Punkt: Da alle Frauen zusätzlich die übliche Ernährungshilfe erhielten, lässt sich der Effekt ausschließlich durch Spirulina nicht absolut isolieren. Die Teilnehmerinnen wurden durch tägliche Besuche und WhatsApp-Kontakt betreut, um die Einnahme sicherzustellen – dieser Aufwand ist im Alltag nicht immer realistisch.
Spirulina schützt vor bleibenden Nierenschäden durch Bleivergiftung bei Neugeborenen
Diese Tierstudie zeigt, dass Spirulina die schädlichen Auswirkungen von Blei auf die Nieren von neugeborenen Ratten deutlich verringern kann 4. Blei, das an die Muttertiere während Schwangerschaft und Stillzeit verabreicht wurde, führte bei den Nachkommen zu schweren Nierenschäden. Dazu gehörten unter anderem oxidative Stressreaktionen, Schädigungen an Erbgut (DNA und mRNA), Veränderungen im Blutbild sowie auffällige Werte bei Nierenfunktionsmarkern wie Kreatinin und Harnstoff.
Wurde jedoch gleichzeitig Spirulina über das Futter verabreicht, verbesserten sich diese Werte deutlich. Die Nieren der Jungtiere zeigten weniger Zellschäden, bessere antioxidative Abwehrmechanismen und nahezu normale Blutwerte. Auch das Nierengewebe wies deutlich geringere Schädigungen auf.
Die Bleidosierung betrug 6 g/L im Trinkwasser, was einer hohen, aber nicht tödlichen Belastung entsprach. Die Spirulina-Dosis lag bei 5 % des Futters (entspricht ca. 500 mg pro Kilogramm Körpergewicht) und wurde als sicher und wirksam eingestuft.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Auswirkungen dieser Behandlung auf die Nieren der neugeborenen Ratten, gemessen an verschiedenen Laborwerten und mikroskopischen Gewebeuntersuchungen.
Einschränkungen und Besonderheiten: Die Ergebnisse beruhen auf Tierversuchen. Ob sich diese direkt auf den Menschen übertragen lassen, ist nicht sicher. Die Studie untersuchte keine Langzeitfolgen, sondern nur Effekte in den ersten zwei Wochen nach der Geburt. Die Belastung durch Blei war hochdosiert; in der Umwelt sind solche Mengen eher selten, jedoch in bestimmten Risikogebieten möglich.
Spirulina in der Schwangerschaft lindert Hirnschäden durch Mangelernährung bei Nachkommen
Diese Tierstudie an Ratten untersuchte, ob Spirulina die negativen Auswirkungen von Eiweißmangel in der Schwangerschaft auf das Gehirn der Nachkommen abmildern kann 5. Insbesondere ging es um Schäden im Hippocampus – einer Gehirnregion, die für Lernen und Gedächtnis wichtig ist.
Hauptaussagen und wichtigste Ergebnisse:
- Eiweißmangel während der Schwangerschaft kann bei Nachkommen zu Schäden an Gehirnzellen führen, darunter oxidativer Stress, entzündliche Reaktionen (Glia-Aktivierung) und der Verlust von Nervenzellen.
- Spirulina, während der Schwangerschaft und Stillzeit gegeben, konnte diese Schäden teilweise verhindern:
- Der oxidative Stress im Gehirn der Nachkommen war deutlich geringer.
- Es gab weniger Anzeichen für Entzündungen und weniger abgestorbene Nervenzellen.
- Die Nervenzellen waren besser vernetzt und strukturell gesünder, was auf eine bessere Gehirnentwicklung hindeutet.
- Die Studienergebnisse zeigen: Spirulina hat das Potenzial, zumindest einige der negativen Folgen einer eiweißarmen Ernährung in der Schwangerschaft auf das Gehirn der Nachkommen zu lindern.
Art der Studie und Rahmenbedingungen:
- Art der Studie: Tierstudie mit Ratten.
- Ablauf: Weibliche Ratten wurden entweder normal oder eiweißarm ernährt. Ein Teil dieser Tiere erhielt zusätzlich Spirulina (400 mg pro Kilogramm Körpergewicht, täglich oral verabreicht) – und zwar vor der Empfängnis sowie während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit.
- Untersuchungszeitpunkt: Die Nachkommen der Ratten (F1-Generation) wurden nach der Geburt hinsichtlich ihrer Gehirnstruktur und Zellgesundheit untersucht.
Die Studie wurde ausschließlich an Ratten durchgeführt, daher lassen sich die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen. Spirulina konnte die Schäden durch Eiweißmangel nicht vollständig verhindern, sondern lediglich abmildern. Weitere Forschung – insbesondere am Menschen – ist notwendig, um die genaue Wirkung und mögliche Anwendungsbereiche von Spirulina bei Mangelernährung während der Schwangerschaft zu klären.
Spirulina in der Stillzeit: Unklare Wirkung und mögliche Risiken durch Verunreinigungen
Die folgenden Informationen basieren auf Angaben aus der Arzneimittel- und Stilldatenbank (LactMed®), in der Spirulina untersucht wurde.
- Es gibt keine wissenschaftlichen Daten darüber, ob und in welchem Umfang Spirulina oder deren Bestandteile in die Muttermilch übergehen.
- Es liegen keine Erkenntnisse über die Sicherheit oder Wirkung von Spirulina auf gestillte Säuglinge oder auf die Milchbildung vor.
- In einem dokumentierten Fall nahm eine stillende Mutter täglich 750 mg eines Algenpräparats drei Tage vor der Geburt ein, das Spirulina, Chlorella und weitere Algen enthielt. Zwei Tage nach der Geburt fiel ihr auf, dass ihre Muttermilch dunkelgrün verfärbt war. Untersuchungen ergaben keine gesundheitlichen Auffälligkeiten. Nach dem Absetzen des Präparats normalisierte sich die Milchfarbe innerhalb von drei Tagen. Die Verfärbung wurde auf das Algenpräparakt zurückgeführt und als ungefährlich bewertet. Dieser Fall zeigt jedoch, dass Nahrungsergänzungsmittel unerwartete Effekte auf die Muttermilch haben können.
Einschränkungen und Besonderheiten: Die Studie weist darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel in den USA nicht vorab auf Wirksamkeit oder Sicherheit geprüft werden müssen. Hersteller tragen zwar die Verantwortung für die Produktsicherheit, müssen dies aber nicht durch Studien belegen. Zusammensetzung und Qualität der Produkte können stark schwanken, auch wenn die Etiketten einen anderen Eindruck vermitteln. Ergebnisse zu einem bestimmten Produkt lassen sich nicht automatisch auf andere Spirulina-Produkte übertragen, da Herkunft und Verarbeitung entscheidend sind.
Dosierung und Einnahme: Wie viel Spirulina ist unbedenklich?
Die richtige Dosierung von Spirulina ist insbesondere in sensiblen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit entscheidend. Zwar gilt Spirulina generell als gut verträglich, doch kann eine übermäßige Zufuhr – gerade bei unsicherer Produktqualität – potenzielle Risiken bergen. Beachten Sie immer die Herstellerangaben Ihres Produkts.
Für gesunde Erwachsene liegt die übliche Tagesdosis bei etwa 1–5 g Spirulina pro Tag. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist jedoch Vorsicht geboten. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Hebamme, wie viel in ihrem individuellen Fall ohne Bedenken eingenommen werden kann.
Sollten Sie sich für den Konsum von Spirulina entscheiden, dann achten Sie auf folgende Dinge:
- Bio-Qualität & Zertifizierungen: Achte auf Siegel wie EU-Bio, Naturland oder Demeter.
- Herkunft: Idealerweise aus kontrollierter Aquakultur (z. B. Deutschland, EU, USA).
- Analysenzertifikat: Gibt Auskunft über Schadstofffreiheit (z. B. Schwermetalle, Mikrotoxine).
- Verzicht auf Zusatzstoffe: Reines Spirulina ohne Farb- oder Konservierungsstoffe ist vorzuziehen.
Risiken und Nebenwirkungen von Spirulina in Schwangerschaft und Stillzeit
Obwohl Spirulina als natürliches Superfood gilt, sollte man besonders während Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtig sein. In bestimmten Fällen kann die Einnahme mit gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind verbunden sein – teils durch Verunreinigungen, teils durch die Inhaltsstoffe selbst.
Risiko durch Verunreinigungen: Schwermetalle und Mikrotoxine
Spirulina kann mit Schwermetallen (z. B. Blei, Quecksilber) oder Mikrotoxinen (z. B. Microcystinen) belastet sein, wenn sie aus unkontrollierten Quellen stammt. Diese Stoffe sind besonders toxisch für Ungeborene und Säuglinge, da sie das Nerven-, Leber- und Immunsystem schädigen können.
Fallstudie: Schwere Hyperkalzämie beim Neugeborenen durch Spirulina-Konsum der Mutter
In dieser Fallstudie wirde ein schwerwiegender Vorfall dokumentiert: Ein Neugeborenes erlitt am ersten Lebenstag generalisierte Krampfanfälle aufgrund von stark erhöhter Calciumkonzentration im Blut (Hyperkalzämie). 6
- Ursache: Die Mutter hatte während der Schwangerschaft täglich Spirulina eingenommen. Diese enthielt vermutlich Vitamin D bzw. seine Vorstufen, die durch plazentare Prozesse in aktives Calcitriol umgewandelt wurden.
- Ergebnis: Erhöhte Calcitriolwerte bei Mutter und Kind wurden festgestellt.
- Die WHO-Pharmakovigilanzbewertung stufte den Zusammenhang als „wahrscheinlich“ ein.
Schlussfolgerung: Selbst „natürliche“ Nahrungsergänzungsmittel können über unerwartete Mechanismen (z. B. Vitamin D-Metabolismus) schwere Auswirkungen auf das Kind haben.
Überdosierung und Nährstoffungleichgewicht
Übermäßige Einnahme von Spirulina kann:
- Zu Eisenüberladung führen (Symptome: Müdigkeit, Leberschäden)
- Ein Ungleichgewicht an Vitaminen und Mineralstoffen verursachen
- Belastend für Leber und Nieren sein – besonders bei vorbestehenden Erkrankungen
Allergische Reaktionen und Unverträglichkeiten
Einige Menschen reagieren empfindlich auf Algenprodukte. Mögliche Symptome:
- Hautausschläge, Atembeschwerden
- Magen-Darm-Probleme: Übelkeit, Durchfall, Blähungen
- Histaminreaktionen, besonders bei bestehender Intoleranz
Spirulina bei Autoimmunerkrankungen: Risiko durch Immunstimulation
Spirulina kann das Immunsystem aktivieren, was bei gesunden Menschen vorteilhaft sein mag – jedoch kann diese Wirkung bei bestehenden Autoimmunerkrankungen problematisch sein. In solchen Fällen reagiert das Immunsystem überaktiv und richtet sich gegen körpereigene Strukturen.
Mögliche Risiken bei Autoimmunerkrankungen:
- Verstärkung der Krankheitsaktivität (z. B. bei Hashimoto-Thyreoiditis, Lupus, Rheumatoider Arthritis)
- Schübe oder Symptomverschlechterung durch verstärkte Immunantwort
- Studien zeigen Hinweise auf erhöhte Zytokinproduktion, die Entzündungsprozesse anheizen kann.
Empfehlung: Personen mit bekannten Autoimmunerkrankungen sollten auf Spirulina verzichten, insbesondere während Schwangerschaft und Stillzeit, um zusätzliche Belastungen zu vermeiden.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Spirulina kann mit bestimmten Medikamenten interagieren:
- Immunsuppressiva: Wirkung kann vermindert werden
- Blutverdünner: Vitamin K in Spirulina kann die Wirkung abschwächen
Alternative Nährstoffquellen: Brauche ich Spirulina wirklich?
Spirulina wird oft wegen ihres hohen Gehalts an Eiweiß, Eisen und Vitaminen beworben – doch stellt sich gerade in der Schwangerschaft und Stillzeit die berechtigte Frage: Ist Spirulina notwendig oder gibt es sichere Alternativen?
Nährstoff | Funktion in Schwangerschaft & Stillzeit | Alternative Lebensmittel / Supplemente |
---|---|---|
Eisen | Blutbildung, Sauerstofftransport, Energieversorgung | Fleisch (v. a. Rind), Hülsenfrüchte, Hirse, Vollkorn, Eisenpräparate |
Eiweiß (Protein) | Wachstum von Gewebe und Organen (Mutter und Kind) | Milchprodukte, Eier, Bohnen, Tofu, Quinoa, Fisch |
Vitamin B12* | Nervenfunktion, Zellteilung (Achtung: Spirulina enthält meist inaktive Formen) | Fleisch, Fisch, Milchprodukte, B12-Präparate (z. B. für Veganerinnen) |
Beta-Carotin (Provitamin A) | Sehkraft, Immunsystem, Zellwachstum | Karotten, Süßkartoffeln, Grünkohl, Spinat |
Omega-6-Fettsäuren | Entwicklung des kindlichen Gehirns und Nervensystems | Pflanzenöle (z. B. Nachtkerzenöl), Nüsse, Samen |
Bei nachgewiesenem Mangel (z. B. Eisenmangel) kann eine gezielte Nahrungsergänzung notwendig sein. Vegane oder vegetarische Ernährung kann ein Grund für Supplemente sein – aber Spirulina allein deckt viele Bedürfnisse nicht vollständig ab. Spirulina sollte nicht als alleinige Quelle für essentielle Nährstoffe genutzt werden.
Quellenverzeichnis
- https://www.internationaljournalofcaringsciences.org/docs/28_nurhayiati_original_13_3.pdf
- https://www.researchgate.net/publication/312663423_Spirulina_Supplementation_in_Pregnant_Women_in_the_Dakar_Region_Senegal
- https://journalkhd.com/ojs/index.php/htechj/article/view/221/179
- https://www.researchgate.net/publication/324980961_Ameliorative_effects_of_Spirulina_platensis_against_lead-induced_nephrotoxicity_in_newborn_rats_Modulation_of_oxidative_stress_and_histopathological_changes
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33049335/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21842336/